Grüner Weiler I - Neues genossenschaftliches Wohnen Münster
Nachdem die Wohnungsgenossenschaft „Grüner Weiler“ mit ihrem partizipativen Planungsprozess in der städtischen Konzeptvergabe überzeugt und das Erbbaurecht erlangt hatte, konnte sie auf der Konversionsfläche einer ehemaligen Kaserne in Münster ihr erstes Bauprojekt umsetzen. Drei Baukörper mit über 100, zur Hälfte geförderten Wohneinheiten für etwa 260 Menschen umschließen einen grünen Innenhof als Herz der Anlage, auf den auch die Laubengänge der Wohnungen ausgerichtet sind. Geplant wurden sie von office03 und SOWATORINI Landschaft.
Hohe Erdgeschosse geben der Gemeinschaft Raum, beispielsweise für Werkstätten und Coworking Spaces sowie den auch dem Quartier offenstehenden „Kieztreff“ und Veranstaltungsraum. Eine Besonderheit ist das „Kulinarium“, in dem die Bewohner:innen täglich frische, regionale Gerichte zum Selbstkostenpreis essen können.
Durch diese kollektiv genutzten Räume sowie viele gemeinschaftlich ausgerichtete Clusterwohnungen können die Bewohner:innen den Flächenverbrauch pro Kopf reduzieren und übernehmen damit – ebenso wie mit dem ambitionierten Energie- und Entwässerungskonzept – Verantwortung. Für verschiedene Lebenssituationen stehen darüber hinaus unterschiedliche Wohnungsgrößen zur Verfügung, die bei Bedarf auch Umzüge innerhalb der Anlage ermöglichen. So weist der Grüne Weiler einen Weg in die Zukunft des Wohnens in Westfalen.
Vom Kloster zum Firmensitz
Doch zu Beginn dieses Projekts trat vor das für Chipperfield typische Bewahren und Ergänzen an erste Stelle ein Wiederentdecken, wie Projektarchitekt Frithjof Kahl darstellte. Im Rahmen erster Studien verdichteten sich nämlich die Hinweise, dass inmitten des Wiederaufbaus noch deutlich mehr Substanz des zerstört gewähnten Klosters vorhanden sein musste als nur die sichtbare, denkmalgeschützte Kapellenfassade. Anhand eindrucksvoller Bilder aus dem Bauprozess und bei einer ausgedehnten Führung schilderte Kahl, wie zunächst über das Vergleichen von Grundrissen und anschließend auch bei materiellen Stichproben (beispielsweise hinter Küchen- oder Toilettenwänden) der historische Kreuzgang, der Hochchor und die Klosterzellen zum Vorschein kamen.